Mit dem Arbeitgeber an einem Tisch

In letzter Minute einen Arbeitsplatz finden: Mit dieser Absicht kamen gestern mehr als 100 Jugendliche in die Stendaler Arbeitsagentur. Diese hatte eine Last-Minute-Ausbildungsbörse organisiert und dazu ausbildungssuchende Jugendliche eingeladen. Im Berufsinformationszentrum konnten sie sich über die noch offenen Ausbildungsstellen informieren und bei Arbeitgebern ein Vorstellungsgespräch führen. "Wir haben heute den Schwerpunkt unter anderem auf die Bereiche Metall/Elektro und Handel gelegt. Hier gibt es die größten Schwierigkeiten die Ausbildungsstellen zu besetzen", berichtete Olaf Lange, Geschäftsführer Operativ der Arbeitsagentur.
Aus der Metallbranche war die Firma SET Schiffbau- und Entwicklungsgesellschaft Tangermünde mbH vor Ort. "Wir suchen immer noch einen Auszubildenden als Metallbauer - Fachrichtung Konstruktionstechnik", erklärte Ausbilder Klaus Engels. Zwar liegen ihm rein zahlenmäßig die gleiche Anzahl Bewerbungen wie noch vor zehn Jahren vor, allerdings sei das Leistungsniveau schlechter geworden. Früher hatten sich bei SET Jugendliche mit einem guten bis sehr guten Realschulabschluss oder Abiturienten beworben, heute bewerben sich auch Schüler mit einem Hauptschulabschluss. "Wir haben uns auf diese veränderte Situation eingestellt. Wichtig ist, dass das Gesamtbild stimmt und der Bewerber von seiner Persönlichkeit ins Unternehmen passt", erklärte Engels. Aktionstage wie den gestrigen nehme er gerne wahr. Denn hier könne er im Gespräch mit den Jugendlichen vor allem deren Motivation und Interesse klären. Von den fünf geführten Gesprächen kommen zwei Bewerber in die engere Auswahl. Auch Mathias Spangenberg (22) aus Stendal nutzte den Tag und stellte sich persönlich bei der SET vor. Er konnte Engels von sich überzeugen. "Hätte er sich nur schriftlich bei uns beworben, wäre es wohl nichts geworden. Aber er hat mich im Vorstellungsgespräch überzeugt. Wir werden ihn sicher nächste Woche zum Probearbeiten einladen", sagte Klaus Engels.
Ebenfalls auf der Suche nach Lehrlingen war die Stendler Landbäckerei. Sie könnten für ihren Vertriebsbereich neben den bereits 24 eingestellten Lehrlingen noch 15 bis 20 Auszubildende als Verkäufer, Bäcker und Maschinen-Anlagenführer einstellen. Doch auch sie hat Probleme, ausreichend geeignete Bewerber zu finden. Eine Ausbildungsstelle könnte jedoch bald besetzt werden. Jenny Oelschläger (23) aus Stendal nutzte ihre Chance. "Ich habe mich bereits im Verkauf beworben, aber bisher nur Absagen bekommen. Sicher wegen des Hauptschulabschlusses", erklärt sie auf Nachfrage. Doch sie kann sich eine Tätigkeit in diesem Beruf gut vorstellen.
Als sie von der Möglichkeit des Vorstellungsgesprächs hörte, verlor sie keine Zeit. Ihre Bewerbungsmappe hatte sie dabei. Um einen guten Eindruck zu hinterlassen, fertigte sie schnell noch an einem Bewerbungscomputer im BiZ ein persönliches Anschreiben für den Arbeitgeber.
Und ihre Bemühungen scheinen sich zu lohnen. Souverän stellte sie sich den Fragen von Personalleiterin Alexandra Jödicke und hinterließ einen guten Eindruck. "Wir werden die noch folgenden Bewerbungsgespräche abwarten. Aber Frau Oelschläger hat gute Chancen, zum Probearbeiten eingeladen zu werden", erklärt Jödicke augenzwinkernd.
"Wir sind mit der Resonanz zufrieden. Natürlich hoffen wir jetzt, dass die Jugendlichen, die heute eine Vielzahl von Vermittlungsvorschlägen erhalten haben, ihre Chance nutzen und sich schnell bewerben", resümierte Lange.

*aus der Altmark-Zeitung vom 23. August 2013

Posted on August 23, 2013 .