Deutschland ist weltweit bekannt für seine große Brotvielfalt. Mehr als 3000 Sorten sind derzeit beim Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks im sogenannten Brotregister registriert. Ihr Landbäcker in Stendal will das Brot besonders würdigen. "Wir erklärten 2013 zum Jahr des Brotes", gibt Andreas Bosse, Inhaber und Geschäftsführer des Unternehmens, bekannt. Schließlich identifiziert sich ein Bäcker vom Lande über sein Brot. Im Jahr des Brotes sei es das Ziel, den Wert des Grundnahrungsmittels wieder in den Vordergrund zu rücken.
Es Bedarf reichlich Zeit und viel handwerklichem Können, ehe solch Brot noch warm, knusprig und frisch duftend in der Auslage liegt."Deshalb darf das deutsche Brot, das derzeit übrigens um seine Anerkennung als Weltkulturerbe kämpft, nicht zur Ramschware verkommen", appelliert Bosse an Handel und Kunden gleichermaßen.
Wer aber nun glaubt, dass im Jahr des Brotes die Landbäcker-Filialen zu Hauf mit immer wieder neuen, ausgefallenen und gut klingenden Kreationen wie "Jogging-Brot", "Fitness-Brot" oder "Diät-Brot" bestückt werden, der täuscht sich. "Das sind vorübergehende Trends, die wir nicht bedienen. Wir setzen auf eine traditionelle natürliche Produktpalette, in der Zusatzstoffe keinen Platz finden", lehnt Bosse Modeerscheinungen ab und macht klar, dass sein Unternehmen auf die Konstanz setzt und nicht auf punktuelle Erfolgsaktionen. Selbstverständlich gebe es auch mal Nachfragen nach diesen Trendprodukten, gibt der Unternehmer zu. Die Nachfrage ebbe aber schnell ab. Stammkunden hätten dagegen schon lange ihr Lieblingsbrot in den Auslagen der Landbäcker-Filialen für sich entdeckt und jeder für sich bleibe seiner Sorte treu. Wie zu Urgroßvaters Zeiten reichen den Landbäckern Mehl, Wasser, Salz, Hefe und Sauerteig, um durch verschiedene Mischungen oder Backverfahren schmackhafte Rezepturen für die 28 Brot- und 16 Brötchensorten herzustellen. Konservierungsstoffe sind tabu. "Sauerteig ist immer noch der natürlichste und beste Haltbarmacher", schwört Bosse auf traditionelles Handwerk, mit dem schon sein Großonkel als Bäckermeister ein ganzes Dorf versorgte.
Bei Ihr Landbäcker hat der Sauerteig über 27 Stunden Zeit, um sich zu entfalten. Nach weiteren 12 Stunden ist die Grundsauerstufe erreicht. Jedoch werden dem Sauerteig weitere 3,5 Stunden Teigruhe gegeben, um zum Vollsauer zu reifen, aus dem dann der erste Teig bereitet werden kann. "Damit knüpfen wir an Erfahrungen an, die früher in jeder Dorfbäckerei von Generation zu Generation weitergegeben wurden", verrät Andreas Bosse.
"Bei dieser sauberen Herstellung gibt es nicht einmal ansatzweise Möglichkeiten, um der Kundschaft etwas zu verschweigen oder sie sogar zu betrügen", nimmt Bosse Bezug auf aktuelle Skandale, für die andere Lebensmittelbranchen sorgten. In den Landbäcker-Filialen liegen vielmehr ausführliche Produktinformationen über die einzelnen Backwaren. Jede unserer Verkäuferinnen ist in der Lage zu erklären, woraus die Brote gebacken wurden. Bosse fordert die Verbraucher auf, von diesem Wissen zu profitieren. "Wir möchten, dass die Kunden mit uns reden. Mit uns kann man das noch. Mit einem bunten Werbeaufsteller ist das nicht möglich", schmunzelt er.
*Sonderveröffentlichung der Volksstimme vom 03. Mai 2013